Von der Schneiderei zur Kunststopferei
Mein Vater hatte in den `30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in den
Steyrer Werken Kunden für die er Anzüge und Mäntel fertigte.
Damit diese nicht nach Linz fahren mussten fuhr er mit dem Fahrrad nach
Steyr!
Seine Probierkabine waren die Büsche neben dem Strassengraben
zu den Steryrer Werken. In Folge der Weltwirtschaftskriese wurden
aber viele seiner Kunden gekündigt und konnten ihm ihre Kleidungsstücke
bzw. die halbfertigen Anzüge nicht mehr bezahlen. Diese Situation
brachte ihn an den Rand des Ruins.
In dieser Zeit in der es kaum neue Stoffe gab, bzw. sich kaum jemand
diese leisten konnte legte er das Maßschneidergewerbe zur Ruhe
und veränderte die betriebliche Tätigkeit auf den Schwerpunkt
Kunststopferei.
Auch die edlen und teuren Seidenstrümpfe wurden repassiert und
sogar neue Füßlinge angefertigt.
Ein weiterer Geschäftszweig war es die Herrnhosen mit den damals
so modernen Dauerbügelfalten zu versehen. So entstand aus Not und
unternehmerischem Einfallsreichtum ein, bis heute blühender Familienbetrieb.
von Erich Leitner
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